Coffee to go

Coffee to go

Es ist noch gar nicht so viele Jahre her, da habe ich auf Amazon hundert Pappbecher gekauft. Ich habe sie verwendet, weil ich morgens manchmal zu spät dran war, um noch einen Kaffee zu trinken, bevor ich zum Zug musste. Einen mitzunehmen, dafür hatte ich gerade noch die Zeit. Später habe ich meine Zeit besser geplant, aber auch immer noch einen Kaffee mitgenommen, weil es einfach schön ist, im Zug noch einen zweiten Kaffee zu trinken. Meine Frau hatte mich da schon komisch angeschaut.

„Musst du diesen Müll kaufen?˝

Ich kam ins Grübeln und beschloss, zumindest keine Becher mehr nachzubestellen. Ich las einen Artikel, in dem stand, dass die Bahn jetzt mehrfach verwendbare Becher anbietet. Noch bevor ich mir diesen besorgen konnte, haben meine Kolle-gen gehandelt. Sie designten einen Becher aus Porzellan in unserem Look & Feel der Firmenfarben.

Eines Freitags, sechs Uhr früh, ging ich als stolzer Besitzer dieses Umweltschützerbechers im Regionalbahnhof zum Bäckerladen.

„Einen Cappuccino, bitte. Und können Sie den in diese Tasse machen?” Ich sagte es so laut, dass es jeder in der Schlange mitbekam. Ich hatte ein Gewissen und das durfte jeder wissen.

„Kein Problem˝, sagte der Mann hinter der Theke. Er nahm einen Pappbecher, stellte ihn unter seine Maschine, ließ den Cappuccino aus seinem Vollautomaten einfließen, schüttete den Kaffee in meine Tasse um und warf den Pappbecher weg.

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Jürgen Artmann - Pendelbewegungen

Jürgen Artmann, Unternehmer, Europäer, Pendler… beobachtet den Alltag und schreibt darüber.