Zungen raus!

14 rue Déserte, Strasbourg (williann.com/tongues-out).

Wir strecken dem Leben die Zunge raus. Auf unsere Wunden kleben wir Pflaster. Unsere Narben sind längst verheilt.

Die nächste Party kommt bestimmt. Hier tanzt der Bär. Nein, einer tanzt, der andere spielt Schlagzeug. Wir tanzen, bis die Fetzen fliegen. Bis wir nur noch Haut und Knochen sind. Alles, was wir sind, scheint durch. Wir müssen nur unser Leben wirklich leben.

Ich muss unbedingt joggen gehen. Beim Lauf durch die Stadt hängt mir die Zunge halb heraus. Ich war schon mal besser in Form. Ich sehe dieses Graffiti voller Lebensfreude und Gegensätze. Das Laufen reinigt meine Gedanken. Die Bewegung und die frische Luft tun gut. Laufen ist mein Meditieren.

Frech strecken wir dem Leben die Zunge raus. Es kann uns mal. Wir lassen uns nicht unterkriegen.

Starke Frauen, freche Frauen. Wild funkelnde Augen.

Wir dreschen auf das Schlagzeug ein. Jemand spielt schief dazu Gitarre. Egal. Die Hitze im Club macht die Zunge trocken. Wer reicht uns etwas zu trinken?

Wir zeigen dem Leben die Krallen. Wir sind gut drauf.

Zungen kann man auf vielfältige Weise herausstrecken: durstig, erschöpft, konzentriert, trotzig, frech, sinnlich, zufrieden.

Ich zeige dir die ganze Palette dessen, was möglich ist.

Das Leben ist vielschichtig.

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Jürgen Artmann - Pendelbewegungen

Jürgen Artmann, Unternehmer, Europäer, Pendler… beobachtet den Alltag und schreibt darüber.